Was würdest du sagen, wenn du am Valentinstag einen Giftcocktail bekommen würdest?! Du würdest dich freuen! Wer freut sich nämlich nicht über rote Rosen an diesem besonderen Tag?
Sind Rosen also giftig?
Nein, Rosen an sich sind natürlich nicht giftig!
Es sind die Pestizide, die Blumenfarmer auf die wunderschönen Blüten sprühen, die den perfekten Giftcocktail mixen!
So kann man auf fast allen Rosen aus dem Supermarkt, aber auch von einigen Floristen einige Rückstände von teils hoch toxischen Pestiziden feststellen.
Diese schaden sowohl uns Menschen als auch den meisten Insekten, wie zum Beispiel Bienen.
Rosen sind demnach nicht ganz so unschuldig, wie sie vielleicht wirken.
Fast alle Blumen sind voller Pestizide
Der exzessive Einsatz von Pestiziden ist definitiv eines der größten Probleme der Blumenindustrie.
Blumen Farmer setzen eine bunte Mischung von ihnen ein, um Pilze oder Schädlinge zu bekämpfen oder um die Blumen länger haltbar zu machen.
Doch sind einige der eingesetzten Pestizide sehr giftig und damit für uns Menschen wirklich gefährlich.

Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigt eine Gesamt-Kontamination von Schnittblumen.
Diese Studie von Int J Environ Res Public Health analysierte 90 Blumensträuße der in Belgien am häufigsten verkauften Schnittblumen, darunter 50 Rosensträuße, von 50 Blumenhändlern und 5 Supermärkten.
In allen Proben wurden insgesamt 107 Wirkstoffe (=Inhaltsstoffe von Pestiziden) nachgewiesen, durchschnittlich waren es demnach 10 Wirkstoffe pro Strauß.
Aus der Studie wurde außerdem deutlich, dass Rosen die am stärksten kontaminierten Schnittblumen sind. Auf Rosensträußen wurden durchschnittlich 14 Substanzen festgestellt unter hoher Gesamtkonzentration pro Rosenprobe (26 mg/kg).
Einige festgestellten Stoffe weisen zudem eine akute Toxizität auf, weshalb sie das Nervensystem schädigen können, wenn sie in den menschlichen Körper gelangen.
Pestizide schaden unserer Gesundheit – Beispiel Dodemorph

In den Rosen Proben ist Dodemorph, ein Pflanzenschutzmittel gegen Pilze, die am häufigsten nachgewiesene Substanz gewesen, zudem war es auch in der höchsten gemessenen Konzentration vorhanden (41,9 mg/kg).
Dieser Wirkstoff ist heute in Österreich und der Schweiz nicht mehr zugelassen, in Deutschland jedoch schon, der Stoff wird nämlich als ätzend, reizend, gesundheitsschädigend und umweltgefährlich eingestuft.
So kann der Stoff Haut und Augen schwer verletzen, allergische Hautreaktionen verursachen, vermutlich Kinder im Mutterleib schädigen, sowie Organe, wie die Leber, er ist sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung und wirkt ätzend auf die Atemwege.
Dementsprechend sollte man mit diesem Wirkstoff nur unter höchsten Schutzmaßnahmen in Kontakt kommen. Jedoch muss erwähnt werden, dass die in Blumen aufgefundene Konzentration zu gering für akute Toxizität ist, dies ändert allerdings nichts an den Eigenschaften des Stoffes.

Zudem sind Pestizide im Allgemeinen bei einem Hautkontakt weniger toxisch, jedoch ist davon auszugehen, dass sich nicht jeder gleich nach dem Kontakt mit Blumen die Hände wäscht und so der Giftstoff zum Beispiel beim Essen oder Trinken in den Körper gelangt.
Doch nicht nur Dodemorph ist in hoher Konzentration auf den Proben nachgewiesen worden. Die meisten Wirkstoffe erreichen hohe Rückstandswerte mit Konzentrationen (10-50 mg/kg), die etwa tausendmal über dem für Rückstände in Lebensmitteln festgelegten Höchstwert liegen.
Das sind die Gründe für unsere verseuchten Blumen
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Mehr InformationenDie Kontamination der Blumensträuße ist im Allgemeinen auf die Züchter zurückzuführen. So wenden sie Pestizide an, um die Blumen frei von Schädlingen und Krankheiten zu halten und um ihr Wachstum zu fördern.
Der Grund für dieses Problem sind das Fehlen alternativer Schädlingsbekämpfungsmethoden, ein zu geringer Handelswert der Blumen, die bei der Ernte perfekt sein sollten, und das Fehlen von politisch festgesetzten Rückstandshöchstmengen.
Einige Stimmen richten sich auch ganz konkret gegen die Kleinbauern. Experten berichten aus dem Top Blumen Exportland Kenia, dass vor allem kleinere Betriebe dort sehr viele Pestizide einsetzen, weil sie zum einen nicht das nötige Wissen über alternativen Pflanzenschutz besitzen und zum anderen auch einfach nicht das Geld für solche Methoden haben.
Gesetzliche Bestimmungen

Was es jedoch bereits gibt, sind Bestimmungen dafür, welche Pestizide bei der Produktion von in der EU verkauften Schnittblumen eingesetzt werden dürfen.
In der Studie wurden aber auch 15 Wirkstoffe aus niederländischen und belgischen Blumen gefunden, die eigentlich in der EU nicht zugelassen sind. Dies zeigt, dass es diese Regeln zwar gibt, sie aber viel zu selten kontrolliert werden.
In Deutschland dürfen nach dem Pflanzenschutzgesetz ausschließlich die Pflanzen importiert werden, die frei von in der EU nicht-zugelassenen Pestiziden sind. Anders als in Österreich, wo es kein Gesetz gibt, dass Pestizidrückstände auf Zierpflanzen regelt und es demnach auch keine Kontrollen und keine Import Einschränkungen gibt.
Außerdem werden hochgiftige Pestizide werden des Öfteren durch Importe von Nicht-EU-Mitgliedstaaten in den europäischen Handel eingeführt. Auch verkaufen europäische Hersteller die mit unzulässigen Pestiziden behandelten Blumen teils ins Ausland, wo sie die Gesundheit der Menschen und die Umwelt schädigen.
Doch schaden die bei der Produktion eingesetzten Pestizide natürlich nicht nur den Käufern der Blumen.
Pestizide schaden der Gesundheit der Arbeiter*innen und deren Familien
Auch die Arbeiter in Blumen Betrieben nehmen an den Pestiziden Schaden.
So mangelt es oftmals an ausreichender Schutzkleidung für die Arbeiter, die in direkten Kontakt mit den gesprühten Pestiziden kommen. Dadurch liegt beispielsweise die Fehlgeburtenrate bei Frauen, die in der Blumenindustrie arbeiten, über dem Durchschnitt.
Doch auch die gesamte Gemeinde kann durch den großen Einsatz von Pestiziden kurzzeitigen Schaden nehmen, wie eine Studie der University San Diego School of Medicine zusammen mit Kollegen in Ecuador und Minnesota nachgewiesen hat.
Diese Studie hat die kurzfristigen neurologischen Verhaltensweisen bei Kindern, die in Blumenzucht Gemeinden in Ecuador leben und zwischen 4 und 9 Jahren, zur Zeit der Blumenernte zum Muttertag untersucht. Dabei konnte folgendes festgestellt werden:
„Kinder, die früher nach der Blumenernte untersucht wurden, zeigten bei den meisten Messgrößen wie Aufmerksamkeit, Selbstkontrolle, visuell-räumliche Verarbeitung (die Fähigkeit, unsere visuelle Welt wahrzunehmen und mit ihr zu interagieren) und sensomotorisch (Augen-Hand-Koordination) eine geringere Leistung als später untersuchte Kinder in einer Zeit geringerer Blumenproduktion und geringerer Verwendung von Pestiziden.“
Erstautor Jose R. Suarez-Lopez, MD, PhD, Assistenzprofessor in der Abteilung für Familienmedizin und öffentliche Gesundheit an der UC San Diego School of Medicine
Besonders problematisch ist, dass in genau dieser Zeit von Mai bis Juli die Abschlussprüfungen an den High Schools abgelegt werden. Diese kurzfristige Veränderung kann also langfristige Folgen auf das weitere Berufsleben der Kinder haben.
Zudem ist der Kontakt mit Pestiziden mit einer veränderten Entwicklung von Reflexen und psychomotorischen und mentalen Funktionen bei Neugeborenen in Verbindung gebracht worden.
Gründe
Dies ist damit zu begründen, dass Insektizide auf Organophosphat Basis, die zur Behandlung von Blumen vor dem Export gegen Schädlinge verwendet werden, ein Enzym namens Acetylocholinesterase (AChE) hemmen. Acetylcholin reguliert einen Neurotransmitter, der für die Förderung der Kommunikation zwischen Nervenzellen im Gehirn und Körper unerlässlich ist.
Auch Insekten leiden unter dem Pestizideinsatz

Einige Pestizide, die auf Blumen nachgewiesen worden sind, gelten nicht nur für uns Menschen als höchst gefährlich und toxisch, sondern auch für Insekten wie beispielsweise Bienen. Und genau diese toxische Wirkung von Pestiziden auf Bienen hat sich in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt. Was besonders problematisch ist, da ohnehin schon die Hälfte aller Bienen vom Aussterben bedroht sind.
Das Auftreten von hochgiftigen Pestiziden für Bienen hat eine Studie des Umwelt Forschungsinstituts GLOBAL 2000 in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) genauer untersucht.
Analysiert wurden dabei insgesamt 35 Proben von Blumen aus Österreich und Deutschland, die mit ,,Insekten Freundlichkeit“ beworben wurden. Getestete Händler waren beispielsweise Bauhaus, Dehner, Hagebaumarkt, OBI, Lidl und IKEA.
Dabei konnten auf fast allen Blumen (91%) Pestizide nachgewiesen werden. Insgesamt waren es 55 verschiedene, von denen 12 hoch bienengiftige sind. Diese hoch bienengiftigen Pestizide konnten auf etwa der Hälfte (40%) der untersuchten insektenfreundlichen Blumen nachgewiesen werden.
So konnte zum Beispiel auf manchen Blumen der in der EU seit 2020 nicht mehr zugelassene Wirkstoff Imidacloprid festgestellt werden. Dieser Stoff gilt als einer der giftigsten Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe überhaupt. Er wirkt nämlich schon in Mengen von weniger als 1 Mikrogramm je Biene akut bienentoxisch. Das heißt konkret, dass schon bei einer Menge von 0,0037 µg pro Biene 50 von 100 Bienen sterben.
Die Mischung macht’s – verstärkende Kombinationswirkungen
Bei einem Viertel der Blumen wurden ebenfalls mehr als 10 verschiedene Pestizidrückstände gefunden. Zum Beispiel bei den Lichtnelken von Hagebau, dort wurden 17 Pestizide auf den Blumen festgestellt.
Ein sehr wichtiger Aspekt ist auch, dass sich die Wirkung der Pestizide verändert, je nachdem, mit welchen Pestiziden sie zusammenwirken. So kann die Mischung verschiedener Pestizide zu verstärkt giftigen Effekten führen. So können manche Pestizid Kombinationen 500 mal giftiger wirken als die einzelnen Pestizide.
Zudem schaden Pestizide Böden und Gewässer.
Zusammenfassung
Pestizide spielen in der Blumenindustrie demnach wirklich eine bedeutende Rolle. Jedoch nicht im positiven Sinn. Sie schaden nämlich der Gesundheit von Menschen in den Anbaugebieten und von Kunden in Europa. Außerdem tragen sie zum Insektensterben bei.
So kannst Du es besser machen
Wer nicht auf Blumen zum Valentinstag verzichten möchte, jedoch seinen Partner auch nicht ‘’vergiften’’ möchte, kann auf regionale und saisonale Blumen zurückgreifen.
So blühen bei uns in Deutschland zum Beispiel gerade Anemonen, Ranunkeln, Tulpen und noch viele mehr.
Die Blumenbauern der Slow Flower Bewegung verkaufen genau solche heimischen, saisonalen Blumen und das auch noch ganz ohne jeglichen Einsatz von Pestiziden und synthetischem Dünger. Schau doch einmal bei einem Slow Flower Farmer in deiner Nähe vorbei und gestalte einen ganz persönlichen, besonderen Blumenstrauß für einzigartige Menschen in deinem Leben.

Eine weitere Lösungsidee wären Fairtrade Blumen. Das Fairtrade Siegel bedingt nämlich, sichere Schutzausrüstung für die Arbeiter vor Ort und das Verbot, nicht zugelassene Chemikalien zu verwenden. Außerdem dürfen nur weit weniger Pestizide eingesetzt werden und es wird mehr auf natürlichen Pflanzenschutz gesetzt.
Auch andere Siegel wie das “fair flowers fair plants“ Siegel oder das EU-Biosiegel versprechen dir einen reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger sowie das Verbot von sehr giftigen Pestiziden.
